Beim Entropium ist die Lidkante nach innen gewandt. Die Ursachen liegen bei Veränderungen der Orbita. Der Verlust von orbitalem Fettgewebe und das Einsinken des Auges in die Augenhöhle (seniler Enophthalmus) führen zu einem Ungleichgewicht der Kräfte. Das hat zur Folge, dass die Wimpern bei jeder Augenbewegung über den Bulbus und die Cornea streifen. Epitheldefekte resultieren, die Gefahr eines Ulcus steigt massiv an. Chronische Bindehautentzündungen sind dabei häufig zu beklagen. Ein Entropium muss deshalb umgehend behandelt werden. Ein seniles Entropium ist wesentlich häufiger als ein Ektropium; es betrifft bevorzugt Menschen, die älter als 70 Jahre sind.
Interessant ist, dass die Veränderung der Lidspannung Einfluss auf den Astigmatismus hat.
Bei jungen Menschen wird der horizontale Meridian stärker abgeflacht als der vertikale Meridian, so dass für die Cornea ein Astigmatismus rectus vorliegt. Mit dem Nachlassen der Lidspannung nimmt die Hornhaut wieder eher eine sphärische Form an, der innere Astigmatismus, meist ein Inversus, bleibt übrig. Das wirkt sich natürlich auf den Gesamtastigmatismus aus:
80% aller 20-Jährigen, doch nur noch 65% aller 40-Jährigen haben einen Astigmatismus rectus. Bei den 60-Jährigen findet man diesen nur noch bei 33%.
Die oben beschriebenen Veränderungen sind sicherlich nicht immer komplett ausgeprägt. Doch schon Vorstufen können Auswirkungen auf die Anpassung von Contactlinsen (CL) haben und diese sollte man entsprechend einordnen können.
Es gibt eine Konstellation, bei der die nachlassende Lidspannung sogar vorteilhaft beim CL-Tragen sein kann: Linsenhochsitz bei formstabilen CL. Das Oberlid hat weniger Einfluss auf die CL und somit könnte eine bessere Beweglichkeit und Zentrierung erreicht werden. Leider hat diese Lidveränderung jedoch eher eine grundsätzlich geringere CL-Bewegung zur Folge. Im Zusammenspiel mit der altersbedingten reduzierten Tränenmenge und der verminderten Tränenqualität führt dies zu einer schlechteren Unterspülung, eventuell auch zu einer stärkeren Verschmutzung der CL-Oberfläche. Die Materialwahl und die Größe der CL können wichtige Anpassaspekte darstellen.
Liegt der Lidrand nicht mehr am Auge an, bildet sich kein Tränenmeniskus mehr und es wird nicht genügend Tränenflüssigkeit beim Lidschlag verteilt. Austrocknungserscheinungen sind zwangsläufig das Ergebnis. Es ist durchaus möglich, dass bereits ohne CL Stippen vorhanden sind. Dieser Zustand kann sich durch CL noch verschlechtern. Die Lidrandposition hat beim Tragen von CL auch Einfluss auf die Dynamik und den Sitz der CL. | Diese Faktoren spielen nicht nur bei formstabilen Linsen eine Rolle, sondern auch bei der Versorgung mit weichen CL.
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